Windhoek ist seit 1992 die Hauptstadt Namibias, sowie Dreh- und Angelpunkt eines jeden Reisenden im Land. Windhoek ist auch Wirtschafts- und Kulturzentrum, Universitätsstadt und Regierungssitz des namibischen Parlaments.
Windhoek liegt in einem Talkessel in 1.600 Meter Höhe. Die Stadt umgeben die Aus-Berge (2.479 Meter) im Südosten und der Großherzog-Berg im Süden (2.339 Meter). Das angenehme Hochlandklima mit 300 Sonnentagen und 260 Millimeter Niederschlag im Jahr – sowie das bunte Treiben der Stadt stimmen bestens auf das Namibia ein.
Stadtbild
Windhoek zählt aktuell 450.000 Einwohner. Ende der 80er Jahre waren es lediglich 115.000 Menschen. Der rapide Einwohnerzuwachs liegt vor allem, an den aus dem Norden und aus Angola zuziehenden Wirtschaftsflüchtlingen, die in den Elendsvierteln (squatter camps) leben. Der größte Teil der Stadtbewohner wohnt am Stadtrand in einfachen Häusern oder Hütten. Um die Independence Avenue, welche direkt im Stadtzentrum liegt und dieses durchkreuzt, liegen die meist von Weißen bewohnten wohlhabenden Viertel der Stadt: Hochlandpark und Pionierspark im Westen, Erospark im Norden sowie Suiderhof und Olympia im Süden. Weitere vornehme Wohnviertel sind Klein Windhoek und Ludwigsdorf im Osten.
Neben der modernen Skyline der Innenstadt, ist Windhoek vor allem durch die deutsche Kolonialarchitektur geprägt. Rund um die Independence Avenue befinden sich heute noch kleine Häuschen im wilhelminischen Stil, der manchmal hinter großflächigen Werbetransparenten zu verschwinden droht. Mit einem Blick für Details kann man das historische Windhoek noch erahnen. Windhoek erscheint heute nach der Unabhängigkeit als eine moderne und kulturell facettenreiche Stadt und repräsentiert die unabhängige und aufstrebende Nation Namibias.
Sehenswürdigkeiten in Windhoek
Die Alte Feste gehört zu den wichtigsten und ältesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Vom Hauptmann Curt von Francois im Jahre 1890 erbaut, diente sie als Hauptquartier der Deutschen Schutztruppe. Da das Bauwerk aus ungebrannten Lehmziegeln erbaut wurde, waren ständige Reparaturarbeiten für deren Erhalt von Nöten. Auch wurde die Feste bei solchen Arbeiten immer wieder erweitert. Mit der Mandatsübernahme Südafrikas diente die Alte Feste als Hauptquartier für die südafrikanischen Truppen. Heute ist ein Teil des Staatsmuseum (State Museum) darin beherbergt und stellt die Geschichte des heutigen Namibias während der Kolonialzeit, des Freiheitskampfes und der Unabhängigkeit dar.
Direkt vor der Alten Fest steht das Denkmal des Südwester Reiter. Das Denkmal wurde am 27. Januar 1912, dem Geburtstag von Kaiser Wilhelm II, enthüllt. Der Bronzereiter steht mit seinem Pferd auf einem Sandsteinblock in knapp zehn Meter Höhe. Dabei blickt er über Windhoek in einer Haltung des Bewachenden. Die Figur wurde vom Bildhauer Adolf Kürle in Gladbeck bei Berlin erschaffen und mit dem Schiff nach Südwest gebracht. Er steht als Symbol für den deutschen Pionier und ehrt zugleich mit einer Inschrift die in den Kolonialkriegen gefallenen deutschen Soldaten. Eigentlich sollte der Reiter eingeschmolzen und vernichtet werden da er einem Unabhängigkeitsmuseum weichen musste. Der Kulturrat hat sich jedoch anhand einer Umfrage dazu entschlossen, das Denkmal 100 Meter weiter südlich zu versetzen. Die Umfrage ergab, dass selbst knapp 90% der Farbigen des Landes den Erhalt, des für sie kontroversen Denkmals, befürworteten.
Die Christuskirche bildet mit dem Südwester Reiter und der Alten Feste ein Kulturdreieck. Die im neoromanisch-gotischen Stil erbaute Kirche gilt als Wahrzeichen der Stadt und wurde in den Jahren 1907 bis 1910 vom Architekten Gottlieb Redecker als Zeichen des Friedens erbaut. Sie ist aus dem lokal vorkommenden Quarzitsandstein gefertigt und zeigt frühe Einflüsse des Jugendstils an ihrem Giebel. Die bunten Glasfenster wurden von Kaiser Wilhelm II gestiftet – wie auch bei den Kirchen von Swakopmund und Lüderitz. Seine Frau Augusta war Stifterin der heiligen Bibel, aus welcher auch heute noch zum Gottesdienst gelesen wird. Der Kirchturm mit den drei Bronzeglocken, ragt 42 Meter in den Himmel.
Der Tintenpalast verdankt seinen Namen dem Ort, an welchem beim Ausfüllen von Formularen viel Tinte verbraucht wurde – dem Verwaltungszentrum. Heute residiert hier die Nationalversammlung. Das Gebäude wurde 1914 errichtet und im Mai desselben Jahres hielt der Landesrat seine erste Sitzung darin ab. Keine vierzehn Monate später wurde selbiger Landesrat nach der Kapitulation der deutschen Truppen aufgelöst. Architekt des Tintenpalastes, wie auch der Christuskirche, war der 1871 in Südwest geborene und in Deutschland ausgebildete Gottlieb Redecker. Gegenwärtige Bedeutung erlangte der Tintenpalast durch einen Streit über die drei Eingangsstatuen. Zunächst stand dort die Figur des Herero -Führers und Freiheitskämpfers Hosea Kutako, was die Gemüter mancher Parlamentsabgeordneter erhitzte. Die Statue Kutakos blieb solange verhüllt vor dem Palast stehen, bis auch zwei weitere Freiheitskämpfer anderer Ethnien hier ihren Platz fanden: die des legendären Nama -Führer Hendrik Witbooi und des Ovambo -Priester Theophilus Hamuntubangela.
Ein weiteres politisch-historisches Denkmal Windhoeks ist die Turnhalle, der Versammlungsraum der legendären Turnhallenkonferenz. Diese war seit ihrer Errichtung im Jahre 1909 bis in die Zeit der 40er Jahre hinein Sitz des Windhoeker Turnvereins. Am 1. September 1975 fand hier die Unterzeichnung der Unabhängigkeit des heutigen Namibia statt. Diese war in Abwesenheit der UNO sowie der SWAPO von der südafrikanischen Regierung durch das Zusammentreffen der konservativen Kräfte Südwestafrikas initiiert worden. Ihr Architekt war Otto Busch – die Erweiterung des Gebäudes um 1912 wurde von Busch zusammen mit Wilhelm Sander vorgenommen. Heute residiert in der Turnhalle das neu gegründete Tribunal der Entwicklungsgemeinschaft Südliches Afrika (SADC).
Die National Art Gallery of Namibia ist die einzige Galerie für zeitgenössische Kunst im Land. In den Dauerausstellungen werden Werke junger namibischer, südafrikanischer und auch europäischer Künstler gezeigt. In den Wechselausstellungen haben weniger bekannte Künstler die Möglichkeit, öffentlich wahrgenommen zu werden – hier wird ihnen ein Forum geboten.
Das Owela Museum ist nach dem in Afrika sehr populären Spiel Owela benannt, einer Art des Backgammon. Das Museum bietet Ausstellungen zur natur- und volkskundlichen Sammlung des Hauses. Die Ausstellung der ethnografischen Dioramen widmet sich ausschließlich der einheimischen Kultur Namibias und ist deswegen auch umstritten, da sie den Charakter einer kolonialen Völkerschau trägt. Die Ausstellungen zur Flora und Fauna sind eine detaillierte Präsentation des Pflanzen- und Wildreichtums Namibias.
Die Post Mall Street ist eine Querstraße zur Independence Avenue und bietet dem Besucher direkt am Eingang den markanten Uhrturm. Die Post Street Mall ist die lebhafte Einkaufsstraße Windhoeks, mit Straßencafes, Kneipen und Restaurants. Sie bietet Kunsthandwerkern einen Raum, die auf der Straße Waren aller Art herstellen. Ein Blickfang ist der Meteoritenbrunnen in der Mitte der Mall. Eines der geschichtsreichsten Lokale am Platz ist die Kaiserkrone. Im Jahre 1899 von Otto Busch erbaut, ist es heute eines der beliebtesten Restaurants der Stadt. Das Ende der Mall beherrscht das 1990 erbaute Einkaufszentrum Wernhil Park mit Cafes, Boutiquen und vielen anderen Läden.
Der Bahnhof Windhoeks wurde 1912 errichtet und ist eine architektonische Melange aus wilhelminischen und Jugendstilelementen. Vor dem Bahnhofsgebäude steht Poor Old Joe– eine von über 100 Schmalspurlokomotiven, die aus Deutschland importiert wurden. Die erste Schmalspurbahn zwischen Windhoek und Swakopmund fuhr bereits im Jahre 1902, damals hielt diese noch auf dem heutigen Transportbahnhof. Im ersten Stock des Gebäudes befindet sich heute das Transnamib Transport Museum und gibt Einblicke in die Geschichte der Eisenbahn in Namibia.
In einer ehemaligen, 1902 errichteten, Brauerei befindet sich heute das Namibia Crafts Centre. Hier wird authentisches Kunsthandwerk der Völker Namibias ausgestellt oder zum Verkauf angeboten. Darüber hinaus ist am Abend für das kulturelle Wohl der Besucher gesorgt: im Veranstaltungszentrum Warehouse Theatre desselben Gebäudes stehen Kabarett, Jazzkonzerte oder auch moderne Theaterstücke auf dem Spielplan.
Ein Großteil der schwarzen Bevölkerung lebt in dem acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Viertel Katutura. Es wurde 1959 errichtet, als alle farbigen Bewohner das Wohngebiet Old Location verlassen mussten. Die Zwangsumsiedlung fand gemäß der Apartheidgesetze Südafrikas statt. Der Widerstand der Bevölkerung war groß und erst zehn Jahre später war die Umsiedlung für die weißen Machthaber abgeschlossen. Katutura blieb jedoch eine Stätte des Widerstandes, in dem es bis zur Unabhängigkeit stets zu blutigen Auseinandersetzungen mit der Polizei kam. Die Besucher Katuturas erwartet ein starkes Kontrastprogramm zum restlichen Windhoek, aber auch ein gutes Stück Alltagsrealität eines Großteils der namibischen Bevölkerung.
Geschichte
Windhoeks Geschichte beginnt als Siedlungsplatz der Nama. Der Nama Kapitän Jan Jonker Afrikaner gründete die heutige Hauptstadt im Jahr 1837, als Winterquartier seines Clans. Winterhoek bedeutet auf afrikaans “Winterquartier”, aber auch “windige Ecke”. Von hier aus zogen die Nama einmal im Jahr in das nördlich gelegene Ovamboland und kehrten mit erbeuteter Nahrung zurück. Noch während der Lebenszeit von Jan Jonker Afrikaner konnte Windhoek eine Einwohnerzahl von 30.000 Personen beherbergen. Der Stadtgründer starb im Jahr 1861 – nach seinem Tod verfiel die Stadt.
Die offiziell deutsche Stadtgründung ereignete sich 1890, als der damalige Hauptmann der Deutschen Schutztruppe Curt von Francois sich in Windhoek niederließ und mit dem Bau der Alten Feste begann. Ein Jahr später wurde die gesamte deutsche Verwaltung von Otjimbingwe nach Windhoek verlegt. 1892 waren hier 200 deutsche Soldaten stationiert und die ersten Siedler ließen sich nieder. In den Folgejahren stagnierte die Entwicklung und auch die Anzahl der Stadtbewohner.
Erst durch den Bau der Schmalspurbahn zwischen Swakopmund und Windhoek im Jahre 1902 erlebte die Stadt einen deutlichen Aufschwung. Dieser fand jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges sein Ende und erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt Windhoek seine zentrale Rolle als bedeutendes Handels- und Verwaltungszentrum.
Während der südafrikanischen Mandatszeit gelangte auch die Apartheid in die Stadt und teilte diese in einzelne Wohnviertel ein. Während die Stadtmitte ausschließlich den Weißen vorbehalten war, es sei denn Schwarze hatten dort einen Arbeitsplatz, wurden die Farbigen und schwarzen Einwohner in Wohngebiete am Stadtrand gezwungen. Ihre Viertel heißen Khomasdal und Katutura und sind auch heute noch Wohnviertel von Namibiern, die sich den Umzug in ein besseres Stadtviertel nicht leisten können.
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