Fotoreiseleiter Jörg Ehrlich verrät Ihnen, wie Sie in Namibia einfach bessere Urlaubsfotos mit nach Hause bringen. Selbst mehrfach in Namibia auf Fotoreise, hat er das Land zu verschiedenen Jahreszeiten und vor allem wichtige Orte zu verschiedenen Tageszeiten besucht und dabei exzellente Fotografien mit nach Hause gebracht, die in vielen Vorträgen, Zeitschriften und anderen Medien zum Einsatz kommen und Begeisterung wecken.
Er war als Fotoreiseleiter in Namibia und hat für das Lonely Planet Traveller Magazin eine Gruppe junger Fotografen als Reiseleiter betreut. Von dieser Reise stammen auch die hier abgebildeten Aufnahmen und die 10 Tipps zum Fotografieren – nicht nur in Namibia.
10 Fototipps für Ihre Namibia-Urlaubsfotos vom Profi-Fotograf
Grundsätzlich sollten Sie nur fotografieren, wenn Sie Freude daran haben, denn man wird es den Bilder anmerken, ob Sie gern fotografieren. Und was beim Fotografieren sicher als Grundregel klar sein sollte: Fotografieren Sie scharfe Bilder, denn unscharfe Bilder sind gleich für den Mülleimer. Hier also 10 weitere Tipps für bessere Bilder:
1. Fotografieren Sie mit „Herz UND Verstand“, haben Sie den Blick für Details, die Sie begeistern und halten Sie diese im Bild fest!
Diese Aufnahme ist am frühen Morgen fotografiert, denn nur da hat man Licht und Schatten und das weiche warme Licht der Morgenstunden. Fahren Sie also so früh wie möglich ins Sossusvlei und steuern direkt den Parkplatz am Death-Vlei an, Sie werden von deutlich besserem Fotolicht belohnt.
2. Machen Sie sich beeindruckende Linien in Ihren Namibia-Bildern zu Nutze und gestalten Sie bewusst ein wenig übertrieben Ihr Motiv!
Gehen Sie dabei auch einmal in die Knie und „auf die Leiter“, um die Unterschiede zu sehen, die Sie bei der Auswahl des Bildausschnitts selbst festlegen können. Gerade auch bei einer Selbstfahrertour, nutzen Sie die Freiheit anzuhalten und zu Fotografieren, wo und wie es Ihnen Freude bereitet.
Zugegeben, jeder wird pausenlos begeistert sein, wenn er im Death Vlei steht und die atemberaubende Landschaft vor Augen hat. Wie um Himmels Willen kann ich diese beeindruckende Landschaft korrekt in mein Bild bannen?
Wählen Sie nur einen Baum und keine anderen Bäume im Hintergrund, um die Leere und Reduktion dieser Gegend im Bild mit darzustellen.
3. Seien Sie kreativ und vor allem auch mal witzig! Suchen und finden Sie witzige und lustige Ideen zum Fotografieren!
4. Nicht nur kreativ sein, wenn Sie wollen und sich trauen, inszenieren Sie Ihre Motive. Fragen Sie Ihre Freunde, ob sie nicht für Ihr Foto auch mal in die Luft gehen wollen!
Und scheuen Sie sich nicht, diese Aufnahme auch zur Not 10 oder gar 20 mal zu wiederholen, ehe die Personen alle so richtig mit Schwung fotografiert sind und es Ihnen gefällt. Es lohnt sich. Die Bilder werden besser und Sie können dann zu Hause eines aus 20 verschiedenen auswählen.
Auch bei den vielen langen Überlandfahrten kann so ein Zwischenstopp eine auflockernde (Foto-)Pause sein. Tipp: Kurze Belichtungszeiten von 1/2000 sec oder gar 1/4000 sec frieren die Wassertröpfchen ganz scharf ein!
5. Fotografieren bei bestem Licht, zum Beispiel in der „blauen Stunde“ – aber bitte mit Stativ, dass die Bilder auch wirklich scharf werden!
Zugegeben, dieses Bild ist nicht aus Namibia, ich entschuldige mich dafür gern. Es zeigt aber sehr gut, wie in der „blauen Stunde“ fotografiert werden kann. So ein Bild kann man mit Markus Mauthe auf einer Fotoreise nach Äthiopien inszenieren. Natürlich nur mit Stativ…
6. Arbeiten Sie mit Tiefenschärfe – gestalten Sie so unscharfe und scharfe Ebenen des Bildes und setzen den Schwerpunkt auf eine Kernaussage!
So erzeugt man durch dieses gestalterische Mittel eine Tiefe im Bild. Zum anderen kommt noch der Satz „Vordergrund macht Bild gesund“ zur Anwendung. Auch das hilft, dieses Bild eindrucksvoller zu machen. Zugegeben, der Mann hätte besser am linken Bildrand postiert werden sollen, dann würde er noch ins Bild hineinschauen.
Auch hier ist die Tiefenschärfe sehr gering, nur der Kopf (zwischen Augen und Nase) ist scharf, der Rest verwischt schon. Der Hintergrund in der Sonne überstrahlt schon das Bild und kann durchaus „abgeschnitten“ werden. Rechts des Geckos ist ebenso genug „Fleisch“, um das Bild gesund zu beschneiden und damit noch attraktiver zu machen.
7. Gestalten Sie Ihr Bild dramaturgischer, indem Sie sich vorhandene Linienführungen nutzbar machen! Setzen Sie Linien bewusst für Ihre Bildaussage in Szene!
Man sieht aber auch deutlich, dieses Bild ist mit einer Kompaktkamera fotografiert, die Schärfe ist eben doch nicht mit der Qualität einer Spiegelreflexkamera zu vergleichen.
8. Alles eine Frage der Perspektive – Vogel oder Frosch, gestalten Sie Ihr Motiv durch Ihren eigenen Standpunkt!
9. Arbeiten Sie mit Licht und mit der Sonne, setzen Sie dabei Ihre Blende im richtigen Moment geschickt ein!
Dieses Bild ist aus meiner Einschätzung nach noch beeindruckender gelungen. Die Größe und Strahlkraft der Sonne ist schwächer und das Blau des Himmels damit intensiver. Die schwarzen Baumskulpturen kommen noch besser zur Wirkung. Nun kann man sich noch überlegen, ob man mit der „Vogelperspektive“ noch den Schatten der Bäume besser abbilden möchte, oder ob es in dieser Form hier schon passt.
Jedenfalls nicht vergessen: Blende zu im Gegenlicht kann so traumhafte Bilder entstehen lassen. Zugegeben, je höherwertiger (und teurer) ein Objektiv ist, desto besser werden diese Art der Bilder.
10. Stellen Sie Ihre Motive (oder Personen) nicht in den Schatten, sondern davor!
Zugegeben, diesen Mann im Motiv muss man erst finden, aber dann wirkt das Bild und die gewaltige Schlucht erst so richtig. Setzen Sie Ihre Hauptpersonen des Motivs nicht in den Schatten, sondern idealerweise direkt davor (vor allem ins richtige Licht!). Hierzu müssen Sie sicher Tipp 4 anwenden und Ihre Person genau da hinstellen, wo Sie es wollen – ins wirklich rechte Licht. Und dann können Sie das Foto des Sesriem Canyon zum Beispiel so fotografieren, das nicht nur Ihr Freund auf dem Bild ist, nein – jeder erkennt auf Anhieb, wie gewaltig, wie hoch und schmal dieses Canyon ist. Und das kann beeindrucken! Und wenn Sie ein noch besseres Bild wünschen, dann sagen Sie Ihrer Person im Motiv, das es in einem roten T-Shirt sicher noch beeindruckender gewesen wäre.
Wenn Sie so eine Lichtsituation finden, dann probieren Sie ruhig aus, die Hauptperson so hinzurücken, das diese wunderbar im Licht steht. Und variieren Sie auch Ihren eigenen Fotostandpunkt mit. Es ist nicht sehr leicht, aber es ist oft realisierbar, das die Person komplett im Licht erstrahlt und direkt dahinter bereits Schatten liegt. Genau so kann man alles perfekt in Szene setzen und wirken lassen. Wenn Sie das alles richtig ausgetüftelt haben, müssen Sie nur noch die richtige und passende Belichtung finden. Aber auch das wird Ihnen gelingen. Oder Ihrer Kamera. Am besten, sie kennen Ihre Kamera recht gut. Auch das kann man einfach lernen. Oder einfach probieren. Bei vielen Kameras kann man recht schnell auch die Überbelichtung/Unterbelichtung einstellen. Oder eine Spotmessung vornehmen. Das wäre bei diesem Motiv hier sicher ebenso als Zusatztipp zu empfehlen.
Um wieder zum Sossusvlei zurückzukommen, fotografieren Sie ganz früh am Morgen oder in den letzten Momenten, in denen Sie im Nationalpark unterwegs sein dürfen. Leider ist der Park mit Öffnungszeiten versehen, die den Fotografen die Arbeit schwer machen. Genau dann, wenn das Licht am besten wird, muss man wieder den Park verlassen. An anderen Orten kann man aber problemlos bis zur blauen Stunde fotografieren – und sollte es auch.
Alle Bilder dieser „10 Fototipps“ wurden mit Kameras folgenden Typs aufgenommen:
- Sony DSC H631
- Leica V Lux 4
- Canon EOS 5D mk III
Alle Bilder wurde in Namibia auf der Fotoreise von DIAMIR Erlebnisreisen und dem Lonely Planet Traveller Magazin aufgenommen, die mit freundlicher Unterstützung der Gondwana Collection, des Namibia Tourism Board, der Firma Sony sowie der Air Namibia ermöglicht wurde. Dafür auch an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank.
Wer sich für Fotoreisen in Namibia interessiert, dem sei an dieser Stelle fotoreisen.diamir.de empfohlen. Wer sich für einen Urlaub in Namibia interessiert, ist auf unserer Reiseseite genau richtig.
Ich selbst leite auch verschiedene Fotoreisen , unter anderem in die Antarktis, nach Botswana oder Spitzbergen. Sprechen Sie mich einfach an, ich freue mich über Anregungen, Interesse an einer Teilnahme meiner Fotoreisen oder Seminare. Vielleicht ist es ja auch mal ein Vortrag, der in Ihrer Nähe angeboten wird, bei dem ich Sie als Gast herzlich willkommen heiße.
Ich hoffe, die 10 Tipps zur Reisefotografie haben einige Anregungen geben können.
Ihr Jörg Ehrlich
www.joerg-ehrlich.de