Lüderitz

Die Geburtsstadt des modernen Südwest-Afrikas ist die Hafenstadt Lüderitz – hier begann die deutsche Geschichte Namibias.

Die Stadt ist auf Granitfelsen im südlichen Namibia gebaut, an der Küste des stürmischen Atlantiks. In einer natürlichen Meeresbucht gelegen (ursprünglich hieß die Stadt Lüderitzbucht), ist die Stadt gegen Süden/ Südwesten hin durch eine Halbinsel vor den stürmischen Wassern des Atlantiks geschützt.

In Lüderitz herrscht ein arides Klima mit sehr wenigen Niederschlägen. Die Höchsttemperaturen liegen nie über 30 °C – Tiefstwerte im namibischen Winter (Juni/ Juli) sind nie unter 10 °C. Durch den vor der Küste Namibias verlaufenden kalten Benguelastrom, schwanken die Wassertemperaturen meist zwischen 10 und 16 °C. Lüderitz hat heute eine Bevölkerungszahl von 19.000 Einwohnern und eine interessante europäische Besiedlungsgeschichte.

Stadtbild

Das heutige Stadtbild Lüderitz ist geprägt von liebevoll restaurierten Häusern aus der Kaiserzeit im Stadtzentrum – meist im wilhelminischen Stil erbaut, mit starken Tendenzen zum Jugendstil. Sie sind die Überbleibsel des Diamantenbooms zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Vereinzelt gibt es aber auch moderne Gebäude. Neben dem vom Jugendstil geprägten Stadtzentrum, gibt es auch die Vororte Nautilus und Benguela, in die, während der Apartheidperiode, Farbige und Schwarze umgesiedelt wurden.

Sehenswürdigkeiten

Das Wahrzeichen der Stadt ist die evangelisch-lutherische Felsenkirche. Sie ist im Jahre 1911 von Albert Bause erbaut und 1912 eingeweiht worden.

Wie in den meisten Kirchen des Landes wurden die Buntglasfenster vom Kaiser persönlich gestiftet, seine Frau schenkte die Altarbibel.

Die Kirche steht auf dem Diamantberg – von dort aus hat man einen wunderschönen Überblick über die Stadt.

Die Felsenkirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche in der namibischen Hafenstadt Lüderitz.
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Das letzte größere Gebäude aus der Diamantenära ist der Bahnhof. Er wurde vom damaligen Regierungsarchitekten Kurt Lohse aus Swakopmund entworfen und erst zu Kriegsbeginn 1914 in Betrieb genommen – obwohl Züge bereits ab 1907 verkehrten. Das Bahnhofsgebäude ist eher schlicht und zurückhaltend, mit klaren Linien, an dem der wilhelminische Pomp fehlt.

Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen die Häuser der Industriellen. Für das Woermann-Haus der Hamburger Reederei musste das Granitfundament gesprengt werden. Die daraus entstandenen einzelnen Granitbrocken umfassen das Haus bis zur ersten Etage hoch – hier entsteht der Eindruck, dass das Haus direkt aus dem Felsen herauswachsen würde. Die dem Wind abgewandte Seite ist gesäumt von Erkern und Balkonen. In dem 1906 von Friedrich Höft erbauten Haus hatte die Woermann-Linie ihre Niederlassung. Während des Herero-Aufstandes versorgten die Schiffe der Linie die gesamten Schutztruppen mit Waffen und anderem Nachschub – für die Firma ein hochprofitables Geschäft.

Das Goerkehaus war das Wohnhaus des Leutnants der Schutztruppe Hans Goerke, der später einer der Geschäftsführer der Diamantengesellschaft wurde. Das beeindruckende Haus wurde 1910 fertig gestellt und beinhaltet, wie die meisten Kolonialhäuser Namibias, wilhelminische und Jugendstilelemente. Der Turm des Goerke-Hauses ist mit einer Sonnenuhr verziert. Besonders sehenswert sind die Buntglasfenster im Inneren des Hauses, auf denen Flamingos dargestellt sind. Ein Großteil der Inneneinrichtung ist noch die Originalmöblierung aus der Zeit der Fertigstellung des Hauses.

Aktivitäten in und um Lüderitz

Die westlich von der Stadt gelegene Lüderitz-Halbinsel bietet Wanderern malerische Buchten, traumhafte und unberührte Sandstrände und wunderschöne Lagunen. In den Buchten sind häufig Flamingos zu beobachten. In der Sturmvogelbucht gab es bis zum Jahre 1914 eine norwegische Walfangstation. Die Reste der Station können heute noch besichtigt werden.

Der Diaz Point ist der Felsenvorsprung auf dem Bartolomeu Diaz 1488 ein Steinkreuz als Zeichen portugiesischer Okkupation errichtete. Heute stehen hier Duplikate des Kreuzes. Direkt vor der Halbinsel ist Halifax Island gelegen – ein Vogelparadies und eine Naturschutzinsel, die nicht betreten werden darf. Mit dem Fernglas kann man die dortige Pinguin-Kolonie beobachtet werden. Halifax Island gehört mit zwölf weiteren süd- und nördlich vorgelagerten Inseln zu den Pinguininseln. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde von den Inseln der Guano-Dünger abtransportiert. 1850 sollen bis zu 450 Schiffe den Vogelmist verschifft haben.

Die ehemalige Diamantenstadt Kolmanskop (Kolmanskuppe) liegt heute im Diamantensperrgebiet, fünfzehn Kilometer östlich von Lüderitz. Nachdem im Jahre 1908 ein Bahnbeamter hier einen Diamanten fand, verbreitete sich schnell die Kunde des Sensationsfunds. Kurz darauf kamen Diamantensucher aus der ganzen Welt hierher – 20.000 Arbeiter verrichteten ihr Werk auf den Diamantenfeldern. 1914 deckten die Felder bis zu 14% der Weltmarktproduktion ab. Kolmanskop wurde aus dem Nichts gehoben und war bis in die 50er Jahre bewohnt. Ab den frühen 20er Jahren waren Funde in Oranjemund, an der Mündung des Oranje, lukrativer geworden, weshalb mehr und mehr Einwohner Kolmanskop verließen. In den späten 70er Jahren erkannte man das touristische Potential der Geisterstadt. Manche Häuser wurden rekonstruiert, aber die meisten wurden weiterhin der Wüste preisgegeben. Besucher bestaunen das alte zweigeschössige Kasino mit der funktionierenden Kegelbahn. Es gibt ein kleines Museum in dem historischen Aufnahmen und andere Beiträge zu Geschichte der Stadt ausgestellt sind. Besonders reizvoll ist auf jeden Fall die Atmosphäre der Geisterstadt. Diese spürt man besonders bei einem “Stadtbummel” und beim Spähen in die alten und verlassenen Häuser.

Wie Kolmanskop ist auch Elisabeth Bay eine ehemalige Diamantenstadt. Sie liegt 30 Kilometer von Kolmanskop entfernt in der Namib. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war auch Elisabeth Bay dem Diamantenboom erlegen und wurde ähnlich schnell verlassen, nachdem Diamanten an anderen Orten gefunden wurden. Gerippe von Häusern, die von Salzluft und Wind zerfressen sind und perforierte Hauswände bescheren der Stadt eine Endzeitstimmung wie aus einem Science-Fiction-Film. Heute wird wieder in der Gegend geschürft, weshalb ein normaler Besuch der ehemaligen Stadt unmöglich ist.

Für Sportler und Strandtouristen ist die Agate Beach (Achatstrand) zu empfehlen. Trotz des sehr kühlen Wassers herrschen hier perfekte Bedingungen zum Surfen und Kiten. Im Sommer ist der beliebte Badestrand meist gut besucht. Auch kann man dem Namen des Strandes nach, hier nach den Edelsteinen Achat Ausschau halten.

Geschichte

Die Geschichte der Stadt ist geprägt von Aufschwung und Verfall, wie bei keiner anderen Stadt in Namibia. Das Land um die heutige Stadt gehörte zum Lebensraum der Nama.

Erstmals von einem Europäer wurde die Bucht 1487 durch Bartolomeu Diaz bei einem Zwischenstop betreten. Er nannte die Bucht Angra das Voltas. Auf der Rückreise vom Kap der Guten Hoffnung im Jahre 1488 erreichte er wiederholt die Bucht und errichtete hier ein padrão – ein Steinkreuz, welches heute noch im Museum in Windhoek ausgestellt ist. In den nächsten Jahrhunderten wurde die Küstengegend mit dem Naturhafen ausschließlich von Walfängern und Guano-Sammlern angesteuert.

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Küstenregion für die europäischen Mächte interessant. Dr. Heinrich Vogelsang, welcher im Auftrag des Bremer Tabakwarenhändlers Adolf Lüderitz handelte, erwarb am 1. Mai 1883 vom Nama-Kapitän Joseph Fredericks die Bucht und das Land in einem Umkreis von fünf Meilen. Dies führte später zu Auseinandersetzungen mit den Nama. Sie fühlten sich betrogen nachdem sie ihr ehemaliges Land nicht mehr betreten konnten und die Deutschen sich mehr Land aneigneten, als zuvor vereinbart. Nachdem Reichskanzler Otto von Bismarck die Region unter deutschen Schutz stellte, begann die Zurückdrängung der Nama, die Konsolidierung des gesamten Territoriums und die Geburtsstunde von Deutsch-Südwestafrika.

In den Folgejahren entwickelte sich die Stadt durch fehlendes Trinkwasser und die Abgeschiedenheit von den ertragreichen Regionen des Hochlands nicht weiter. Durch einen Diamantenfund im Jahre 1908 änderte sich die Situation für Lüderitz grundsätzlich.

Der wirtschaftliche Aufschwung brachte Lüderitz und dem fünfzehn Kilometer landeinwärts liegenden Kolmanskuppe einen Boom, der nur wenige Jahre andauern sollte.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges landeten englische Kriegsschiffe im Lüderitzer Hafen und internierten deren Bewohner in Südafrika – die deutsche Diamantenära endete hier. Nach größeren Diamantenfunden am Oranje-Fluss im Jahre 1928, war der erneute Niedergang der Stadt besiegelt. Lüderitz versank in der Bedeutungslosigkeit.

Es ist eine Folge des Tourismus nach der Unabhängigkeit, dass Lüderitz heute erstrahlt. Für die Touristen wurde das Stadtbild verschönert. Der kulturelle, wirtschaftliche und soziale Aufschwung der Stadt ist aber auch den Zink-Minen von Rosh Pinah zu verdanken, deren wirtschaftlicher Erfolg sich in Lüderitz widerspiegelt.

Besuchen Sie die Hafenstadt Lüderitz, Geburtsstadt des modernen Südwest-Afrikas!

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